Aikido meets Judo

event_note03.03.2018
personMadleen Genzow

Am 3.3.18 hatte der Aikidoverein Wattenbek wie jedes Jahr im Frühling zum Lehrgang für Kinder und Jugendliche aufgerufen, wobei Erwachsene genauso willkommen waren. Der eigene Verein war fast vollständig vertreten, aus dem restlichen Schleswig-Holstein kamen immerhin 10 Aikidoka. Pünktlich um 11 Uhr begann die Begrüßung durch die beiden Trainer Pieter Genzow (3. DAN) und Sven Hüser (1. DAN), welche sich in den kommenden Stunden gerecht die Leitung des Lehrganges und das Vorführen der Techniken teilten. Zum Aufwärmen wurden 3 Gruppen gebildet, welche in kleinen Spielen gegeneinander antraten. Spielerisch war auch das anschließende Sabaki, um zum Hauptthema des Lehrganges „Ushiro“ überzuleiten. Danach wurden die einzelnen Techniken bis zum 4. Kyu hauptsächlich aus Ushiro-ryote-tori geübt. Die beiden Trainer nahmen sich genug Zeit, um bei jedem Aikidoka zu gucken und gegebenfalls nachzuhelfen. Es wurde auch darauf geachtet, dass sich jeder immer wieder neue Trainingspartner nimmt, denn dann lernt man, seine eigene Führung und Haltung anzupassen und zu verbessern. Nach 1 ½ h wurde es Zeit für eine Stärkung in der Mensa mit Gulasch und Nudeln.

Das Thema der 2. Einheit war „Judo“. Hierbei waren viele schon sehr gespannt, was diese Sportart von unserer unterscheidet. Zum einen ist Judo ein Kampfsport, bei dem man Wettbewerbe gewinnen kann, Aikido eine Kampfkunst nur zur Selbstverteidigung. Geübt wurden die Bodenfesthaltetechniken, welche in einem Wettkampf vorkommen können. Zuerst hat sich Uke einfach auf den Bauch gelegt oder zusammen gekauert und Nage hat versucht ihn umzudrehen, wobei es jeder erstmal für sich ausprobiert hat, danach wurde die Technik gezeigt und wiederholt. Nach und nach entstand daraus die Technik Kami shiho gatame. Danach wurde aus der Rückenlage von Uke Kesa gatame geübt und dieser sollte versuchen sich zu befreien. Einigen gelang dies schon recht gut und nach ein paar gezeigten Tipps konnte jeder sich befreien. Nun war der Ehrgeiz von Nage geweckt und jedes Trainingspaar rang fleißig miteinander um die Beherrschung von Festhalte und Befreiung. Allen machte dies großen Spaß, seine eigenen Grenzen auszutesten und einige wunderten sich bestimmt über sich selbst, wie sie darüber hinaus gegangen sind. Denn im Gegensatz zum Aikido liegt Uke auf dem Rücken und kann anders mit seinem Nage agieren. Kurz wurden auch noch die Techniken Yoko shiho gatame und Hara gatame ude garami gezeigt und geübt, jeweils als Festhaltender und als Befreiender. Während sich alle daraufhin erholten und ihre Kleidung wieder sortierten, zeigte und erklärte Pieter Genzow den großen Unterschied beider Sportarten: die Festhaltetechniken im Judo lassen dem Gegner Spielraum für Gegentechniken, z.B. freie Arme. Auch ist man mit vollem Körpereinsatz dabei, um einen Einzelnen am Boden zu halten, bis der Wettkampf nach bestimmter Zeit beendet wird. Zur Selbstverteidigung können diese Punkte von Nachteil sein und Aikido bietet sich dort besser an: der Angreifer liegt mit dem Bauch auf dem Boden und kann seine freie Hand nicht unmittelbar gegen den Verteidiger einsetzen; man erreicht mit geringstmöglichen Körpereinsatz den größten Nutzen, was vor allem für kleinere/leichtere Verteidiger gut ist und man kann die Umgebung im Blick behalten statt sich nur auf eine Person zu konzentrieren.

Danach gab es eine kleine Pause, bevor es in der 3. Einheit nach erneuter Erwärmung wieder um Angriffe von hinten ging. Die geübten Techniken waren wieder bis zum 4. Kyu gehend, allerdings variierte nun der Ushiro-Angriff. Durch aufmunternde Zurufe holten die beiden Trainer nochmal alles an Motivation aus den Teilnehmern, trotz Erschöpfung. Nach dem Abgrüßen und gemeinsamen Mattenabbau konnte endlich der bereitgestellte Kuchen vernascht und sich über den Lehrgang unterhalten werden. Vielleicht hat jeder für sich etwas Neues und Brauchbares auf seinem Weg des Aikido mitgenommen.

Fotos: Christina Kloodt, Ingo Fassbender